Nadja Hirsch ist Diplompsychologin und hat das Institut für Klimapsychologie ins Leben gerufen. Hier berät sie Politik, Verwaltung und Unternehmen, wie Menschen bei klimafreundlichem Verhalten unterstützt werden können.
Tatsächlich gibt es keine offizielle Definition von »Klimapsychologie« im deutschsprachigen Raum. Oft wird von Umweltpsychologie gesprochen. Umweltpsychologie untersucht die Beziehungen zwischen Mensch und Umwelt. Ich habe mich aber bewusst für den Begriff »Klimapsychologie« entschieden, da es mir auf das Zusammenspiel der unterschiedlichen Dimensionen wie Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Individuen ankommt.
Aus der aktuellen Forschung wissen wir, dass es nicht den einen Faktor gibt, der Menschen dazu bewegt, sich klimafreundlich zu verhalten. Vielmehr handelt es sich dabei um ein Zusammenspiel personenbezogener, sozialer und situativer Aspekte.
Voraussetzung für klimafreundliches Verhalten ist die Akzeptanz, dass wir einen menschengemachten Klimawandel erleben. In Deutschland steht eine Mehrheit hinter dieser wissenschaftlichen Erkenntnis und sieht auch die Notwendigkeit, etwas zu tun. Allerdings fühlen sich viele Menschen überfordert, wenn es darum geht, konkrete Dinge im Alltag zu verändern. Wissen allein reicht nicht aus, um in die Umsetzung zu kommen. So ist klar, dass man Energie sparen kann. Das Wissen, welche konkreten Geräte, Maßnahmen und Verhaltensänderungen sinnvoll sind, ist aber oft nicht vorhanden. Der Erwerb dieses Handlungswissens ist manchmal sehr zeitaufwändig, weil zum Beispiel recherchiert werden muss, was die einzelnen Schritte sind und was für die individuelle Situation passend ist. Grafische Darstellungen von »Schritt für Schritt«- Anleitungen oder Checklisten können den Leser*innen hier eine wertvolle Hilfe sein.
Grundsätzlich sind Menschen, die eine hohe Naturverbundenheit und ein starkes Umweltbewusstsein haben, häufiger bereit, ihr Leben nachhaltig zu gestalten. Auch eine positive Kosten-Nutzen-Bilanz trägt dazu bei, das eigene Verhalten hin zu mehr Klimafreundlichkeit zu verändern. Eine graphische Veranschaulichung der Kosten und Nutzen, kann helfen, positive Effekte, die erst mittel- oder langfristig zum Tragen kommen, z.B. bei der Gesundheit, als Nutzen nicht zu vergessen.
In der Vergangenheit wurde sehr viel über Verzicht gesprochen. Das motiviert natürlich niemanden. Daher ist es wichtig aufzuzeigen, was sich auch zum Positiven verändern wird. Es geht darum, eine Vision zu entwerfen, wie ein klimafreundliches Leben aussehen kann. Hier können gerade Bilder einen tollen Effekt erzielen und Menschen mitnehmen.
Der Beitrag erschien in der Kolumne »Zukunft Gestalten« im Grafikmagazin.
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