Leichte Sprache, DIN, Interview

Leichte Sprache – Neue DIN-Empfehlungen

Bild: Sabina Sieghart

Die Anzahl der Medien in Leichter Sprache wächst und sorgt für gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit eingeschränkten Lese- und Verstehensfähigkeiten. Die neue DIN SPEC 33429 schafft Empfehlungen für eine erfolgreiche Umsetzung, einschließlich Gestaltung und Schrift. Die visuelle Gestaltung eines Textes trägt beträchtlich zur Verständlichkeit bei. Die DIN SPEC richtet sich an verschiedene Berufsgruppen und dient der Qualitätssicherung. 

Die neuen Empfehlungen setzen sich gegen den Einsatz von Arial 14 Punkt als Universaldübel durch und erweitern die Teilhabe von Bürger*innen mit eingeschränkten Lese- und Verstehensfähigkeiten an jeglicher schriftlicher Kommunikation. Der Auftrag des Bundesministeriums greift die Forderungen des Designtags aus dem Jahr 2020 auf.

Im Gespräch mit Sabina Sieghart.


Wer war an der Erarbeitung der neuen DIN SPEC beteiligt und welche Rolle spielten Menschen mit Lernschwierigkeiten dabei?

Das Konsortium war mit 70 Mitgliedern ungewöhnlich groß. Dabei waren Übersetzer:innen, Sprachwissenschaftler:innen, Menschen mit Lernschwierigkeiten, Prüfer:innen Leichter Sprache, Expertinnen für Barrierefreiheit und wir visuellen Gestalter:innen.Unsere Gruppe wurde übrigens vom Deutschen Designtag, bzw. dessen Mitgliedsorganisationen entsandt.

Für das DIN (Deutsche Institut für Normung) war der partzipitative Projektaufbau neu. In der Forschung und praktischen Umsetzung Leichter Sprache sind Betroffene als Expert:innen für Ihre Lebenswelt selbstverständlich, denn es ist Teil des Konzeptes Leichter Sprache mit Prüfer:innen zusammenzuarbeiten.

Kannst du uns einige der Empfehlungen zur visuellen Gestaltung von Texten in Leichter Sprache nennen? 

Wichtig sind eine genretypische Gestaltung und eine leserliche Schrift. Das heisst: Eine Zeitung sollte aussehen wie eine Zeitung, denn alleine durch das Aussehen bekommen die Leser:innen eine Vorabinformation um was für einen Text es sich handelt. Außerdem   können sie Lesestrategien anwenden, in der Zeitung kann man z.B. einen Artikel auswählen weil die Überschrift durch die typische Gestaltung heraussticht. Eine attraktive, gut gemachte Gestaltungen motiviert zum Lesen (und Weiterlesen). Das ist entscheidend für unser Zielgruppe, für die Lesen mühsam ist.

Welche Maßnahmen sollten Unternehmen ergreifen, um sicherzustellen, dass ihre schriftliche Kommunikation barrierefrei ist und den Empfehlungen der neuen DIN SPEC entspricht?

Der Schlüssel ist Spezialist:innen zu beschäftigen, ein angemessenes Budget zur Verfügung stellen und im Unternehmen das Bewusstsein zu schärfen. Die DIN Spec beschreibt auch den optimalen Umsetzungsprozess und empfiehlt alle Beteiligten bereits von Anfang an einzubinden. Die Kommunikation mit Leichte Sprache bedarf genauso viel Sorgfalt und Expertise wie die restliche Unternehmenskommunikation. Ich habe schon einige Unternehmen bei der barrierefreien Erweiterung ihres Corporate Designs betreut und es hat sich immer gelohnt: Denn Kommunikation ist erfolgreich, wenn sie ankommt. 

Die DIN SPEC ist auf der Webseite https://www.din.de/de/mitwirken/normenausschuesse/naerg/e-din-spec-33429-2023-04-empfehlungen-fuer-deutsche-leichte-sprache--901210 bereitgestellt. 

Bis zum 3. Mai können ihre Inhalte von der Fachöffentlichkeit, d. h. auch von Designer:innen, kommentiert werden.

Ein Buch ist ebenfalls in Planung. 

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