Organisationen, Selbstorganisation, Designbüro, Interview

Selbstorganisation von Designbüros

Im Gespräch mit Christine Oymann von wirksame-arbeit-gestalten

Christine Oymann arbeitet als Change Managerin und Transformationscoach. Sie unterstützt Menschen, Teams und Organisationen dabei, effektiv zusammenzuarbeiten und sich in Richtung Selbstorganisation zu entwickeln. Als Pionierin des Loop Approachs gestaltet sie maßgeschneiderte Veränderungsprozesse, die den individuellen Bedürfnissen von Teams und Organisationen gerecht werden.

Christine Oymann

Welche Vorteile siehst Du in der Selbstorganisation im Vergleich zu traditionellen hierarchischen Strukturen?

Wir bewegen uns in Zeiten, in dem uns der stetige, meist unvorhergesehene und abrupte Wandel zunehmend verunsichert und wir Kompetenzen brauchen, in diesen komplexen und komplizierten Systemen sich immer wieder neu auszurichten. Was wir in dieser volatilen Welt einerseits brauchen, ist Agilität und Effektivität, andererseits aber auch Strukturen und halt.

Das gilt als Individuum wie in Organisationen und natürlich auch gesamtgesellschaftlich betrachtet. Wenn wir auf den Arbeitskontext schauen, dann ist es sinnvoll die Menschen in ihre Wirksamkeit zu stärken. Denn das inkludiert, den Menschen als ganzen wahrzunehmen, mit den jeweiligen Kompetenzen und Lebensphasen, effektiver im Team zusammenzuarbeiten und natürlich dann auch effektiver als ganze Organisationen wirksam nach außen zu handeln. Selbstorganisation ist genau der Weg, der unterstützt Organisationen in die Selbststeuerung zu bekommen.

Direkt zur Beginn der Pandemie im März 2020 habe ich die Kreativagentur I like visuals aus Berlin in die Selbstorganisation begleitet. Ziel war, die Selbststeuerung in die gesamten Agentur zu verteilen. Allerdings brauchten die Mitarbeitenden gerade in den ersten Wochen der Pandemie starke Führung, viel Orientierung und klare Ansagen. Gerade diese doppelte Veränderung (gesellschaftlich und organisational) hat sie gestärkt und heute sind sie selbstorganisierter denn je und nutzen dieses sogar als Teil der Markenbildung für und mit ihren Kund*innen.

Welche Herausforderungen können bei der Einführung von Selbstorganisation auftreten und wie kann man damit gut umgehen?

Eine große Herausforderung ist, dass oft nach dem magischen Buch gesucht wird, dass man »einfach« umsetzten kann, möglichst zeit- und kostensparend. Selbstorganisation ist aber eine Kulturveränderung, die natürlich auch altes, gut gelebtes bewahrt, aber stetig auch in Bewegung ist, die von allen mitgestaltet werden kann. Hier ist nutze ich gerne die Transformationsarchitektur LoopApproach. Auch empfehle ich, dort anzusetzen, wo die tatsächliche Arbeit stattfindet. Und das sind die Teams, die viel Arbeitszeit zusammen verbringen, die auf etwas hinarbeiten, Ziele verfolgen. Wenn wir hier die Art & Weise verändern, wie ein einzelnes Team arbeitet, dann verändern wir mit mehreren Teams langfristig die Organisation. Und damit können wir den größten Hebel bewegen: die Kommunikation auf ein neues Level bringen: aufrichtig und effektiv, sodass auch Meetings zum Beispiel wieder Energie bringen, statt sie zu rauben.

Inwieweit hast Du beobachtet, dass die Selbstorganisation die Kreativität und Innovation fördert?

Absolut! Das beobachte ich stark. Denn durch die stärkeorientierten, verteilten Verantwortlichkeiten werden Menschen empowert, ihre Potentiale dienlich einzusetzen.

Welche Tipps oder Ratschläge würdest Du Designbüros geben, die die Selbstorganisation in ihrem Unternehmen einführen möchten?

Think big, start small, act now. Gerade in leistungsstarken Organisationen wird viel mehr, oder zugespitzt, fast ausschließlich nach AUSSEN investiert. Hier ist mein absoluter Ratschlag, ebenso IN die Organisationen zu investieren und sich auf den Weg zu machen, die Menschen mitzunehmen, ihnen Verantwortlichkeiten zuzusprechen und in die Kommunikation und Miteinander zu investieren. Aus meiner Sicht ist es ratsam, diesen Weg mit Begleitpersonen zu machen, die diesen Transformationsprozess zu unterstützen. Aber man kann sich auch alleine auf dem Weg machen, Hauptsache man startet.

Der Beitrag erschien in der Kolumne »Zukunft Gestalten« im Grafikmagazin.

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